Dienstag, 14. Mai 2013

Regen.

Was soll ich davon halten?
Ich weiß es nicht genau.
Es waren große Stücke,
jetzt bleibt nur Schutt und Staub.
- Enno Bunger


Wie immer.
Wie so oft wird im folgenden Text weniger die Optimistin, sondern eher die verbitterte alte Katzenlady aus mir sprechen.
Die verbitterte alte Katzenlady hat sich ihr Schicksal mehr oder weniger selbst zuzuschreiben, da sie erfolgreich jede Chance auf eine mehr oder weniger normale Beziehung zu anderen Menschen von Beginn an sabotiert. Aber das ist okay für sie, denn sie hat ihre Katzen, einige Liter Schnaps und ein paar verbitterte Freundinnen, die ihr still zustimmen wenn sie deprimierend und selbstzerstörerisch über alte Zeiten redet.
Soviel zur Katzenlady, weiter im Text.

Wenn nur Schutt und Staub bleibt, bleibt einem eigentlich garnichts mehr. Man sieht nur noch die Überreste vergangener Taten vor sich und fragt sich wie es so weit kommen konnte.
Wenn es so richtig beschissen gelaufen ist, gibt man sich dummerweise auch noch selbst die Schuld. Bin ich Schuld?
Vielleicht ein bisschen, ich weiß es nicht genau.
Was hätte man anders machen können um zu verhindern, dass es so kommt wie es kam?
Nichts.

Man gab sich Mühe, man war vorbildlich unkompliziert, man erwischte dummerweise ein Gegenüber, welches erstaunlicherweise NOCH kaputter war als man selbst.
Geht das überhaupt?
Anscheinend schon, ja.
Hätte ich auch nicht erwartet, aber man lernt ja bekannterweise nie aus.

„Wo bist du gewesen?
Warum bist du so kalt?
Möchtest du nicht reden?
Welche Farbe hat dein Frosch im Hals?“


Sollte man aufhören Fragen zu stellen?
Wahrscheinlich.
WERDE ich aufhören Fragen zu stellen?
Wahrscheinlich nicht, nein.
Und as ist auch gut so. Ich will Antworten.
Aber ich bekomme sie nicht.
Wieso?
Ich weiß es nicht genau.
Vermutlich weil mein Gegenüber die Antwort selbst nicht weiß.
Vielleicht will mein Gegenüber aber auch einfach keine Antwort finden. Vielleicht ist er zufrieden mit der Situation.
Wahrscheinlich denkt er nicht einmal darüber nach. Vielleicht ist er einfach nicht so ein verkopfter Mensch?
Schon wieder stelle ich Fragen. Ich sollte aufhören sie mir selbst zu stellen und sollte die betroffenen Personen damit konfrontieren.
Wäre nicht alles einfacher, wenn man einfach sagen oder fragen könnte wonach einem gerade ist?
Definitiv.
ABER: Das machen wir nicht. Und ich werde es auch nicht machen, denn ich habe Angst.
So verzweifelt ich nach einer Antwort suche, so habe ich mindestens genau so viel Angst davor eine zu bekommen, die mir nicht gefällt.
Ist eine schlechte Antwort besser als gar keine Antwort?
Ich weiß es nicht genau.

„Ich suche deine Augen,
doch dein Blick weicht meinem aus.
Du beißt dir auf die Lippen,
es fällt dir garnicht auf.“


Man hat es endlich geschafft sein Gegenüber mehr oder weniger mit der Situation zu konfrontieren, man ist auf alles vorbereitet.
Man ist vorbereitet auf die schlimmste Abfuhr die jemals ein Mensch kassierte, man ist vorbereitet auf Beleidigungen, man ist vorbereitet auf Ignoranz.
Doch worauf ist man nicht vorbereitet?
Auf das, was kommt.
Eine herzzerreißende Entschuldigung. Der angestaute Hass, der Frust und die Wut - alles verpufft innerhalb einer Sekunde.
Man wird zu formbarem Wachs, glaubt jedes Wort. Man freut sich und ist für einige Momente wieder glücklich.
Dann wird man nüchtern.
Die herzzerreißende Entschuldigung wirkt auswendig gelernt, die Versprechungen werden nicht eingehalten. Mal wieder.
Bin ich ein Idiot?
Ja, wahrscheinlich.
Denn:

„Ich gehe jetzt nach Hause,
ruf mich an wenn du was brauchst.
Und wenn man die Augen zu macht,
klingt der Regen wie Applaus.“


Tief in mir drin, bin ich ein 12jähriges Mädchen. Glaube an die große Liebe, an das Gute in den Menschen und daran, dass mich niemals jemand so dreist anlügen würde.
Vor Allem nicht jemand, den man in sein Herz geschlossen hat, weil es der erste Mensch seit langer Zeit war, dem man sich öffnen konnte ohne sich dabei schlecht zu fühlen.
Es ist selten, dass man solche Menschen findet. Man fühlt sich geborgen, man lacht zusammen, man vertraut sich alles an.
Am Anfang tastet man sich vorsichtig an schwierige Themen heran, man hat Angst, dass das Gegenüber den eigenen verrückten Humor nicht versteht, zu ernst nimmt.
Doch dann geschieht eines der schönsten Dinge, die einem im Leben passieren können.
Man teilt ein und den selben Humor, die selben Ansichten, man hasst die selben Dinge, man liebt die selben Dinge.
Die Möglichkeit sich nicht verstellen zu müssen, man selbst sein zu dürfen.
Einfach mal nebeneinander sitzen und nichts sagen müssen. Nebeneinander einschlafen und sich auch am nächsten Morgen noch sicher sein.
Wie oft passiert sowas?
Selten.
Wenn man jemanden findet, mit dem man alles teilen kann, sollte man alles versuchen um ihn nicht zu verlieren.
Man sollte sich zum Depp machen, sich anstrengen, nicht aufgeben.
Sollte man selbst die verrückteste, sich selbst widersprechende Entschuldigung glauben?
Man sollte es zumindest versuchen.
Ich will nicht die verrückte alte Katzenlady sein, die sich am Ende ihres Lebens selbst hasst, weil sie sich selbst, dem Glück und ihrem Gegenüber keine Chance gegeben hat.
Aber ich will auch nicht die sein, die sich am Ende ihres Lebens fragen muss, ob sie zu viele zweite, dritte und vierte Chancen verteilt hat.
Wie findet man einen gesunden Mittelweg?
Ich weiß es nicht genau.

„Und die Tür die grade zufällt, hörst du die auch?“


Wir müssen nachfragen.
Fragen, ob wir nur ein kleiner Abschnitt auf einem langen, sehr langen Weg waren. Ein Zwischenstop.
Oder ob es eventuell doch mehr war und einfach nur irgendetwas mächtig schief gelaufen ist.
Ich habe nachgefragt.
Was ich davon habe?
Ich weiß es (noch) nicht genau.

1 Kommentar:

  1. Sehr gut geschrieben :)

    Liebe Grüße

    http://beautymelop.blogspot.de/

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